Das Projekt „Identifizierung, Bewertung und Anerkennung informell erworbener Kompetenzen“, kurz IBAK, ist abgeschlossen. Diese Projektwebsite www.competences.info steht weiterhin für alle Interessierten offen, sie wird allerdings nicht mehr aktualisiert.
Die Identifizierung, die Bewertung und die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen – das sind für uns nach wie vor Hot Items. Finden Sie auf unserer Homepage www.heurekanet.de einen aktuellen Überblick zu Verfahren und Instrumenten in unserer IBAK-Datenbank oder auch News aus unserem BMBF-Projekt „"KomBiA - Kompetenzbilanz für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer". Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Köln/Münster. Der Zug Europa fährt bereits – war das Fazit, das die TeilnehmerInnen der Fachtagung zu Kompetenzidentifikation zogen. Der Zug Europa, der die Länder zu einem einheitlichen Kompetenzbegriff und zur Anerkennung von Abschlüssen, Bilanzen und Diplomen bringen soll – zum „europass“, der Nachweissammlung, die die berufliche Mobilität in Europa unterstützt und begleitet. Mit einer nationalen Methodenwerkstatt sondierte IBAK – Identifizierung, Anerkennung und Bewertung von Kompetenzen – die Kompetenz-Bilanzierungs-Landschaft in Deutschland und brachte Entwickler und AnwenderInnen von Verfahren zur Kompetenzbilanzierung ins Gespräch.
Rund 30 Fachleute aus Deutschland und Österreich konnten die Tagungsleiterin Ortrud Harhues vom Bildungswerk der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und ihr Kollege Marcus Flachmeyer, Koordinator des IBAK-Projektes im Domforum begrüßen. Deutschland stünde noch eher am Anfang des Weges, sagte Flachmeyer. „Antworten auf unsere Fragen nach der Bilanzierung und Anerkennung von Kompetenzen bekommen wir vor allem aus dem benachbarten Ausland." - Frankreich, die Schweiz, England und die Niederlande seien mit ihren unterschiedlichen Konzepten wegweisend für die deutsche Entwicklung. „Wir sind umgeben von Nachbarn, die sehr viel probiert haben", sagte der Projektleiter. Dies sei ein großer Vorteil für die deutschen Methodenentwickler, da, so Flachmeyer, „unsere Nachbarn über sehr viel Erfahrung verfügen, von der wir profitieren können."
Gemeinsam will IBAK Deutschland den Prozess unterstützen, Europa - hier auf nationaler Ebene Deutschland - auf lebenslanges Lernen auszurichten. IBAK hat seinen Blick im Wesentlichen auf die Identifizierung, weniger auf die mögliche Art der Zertifizierung gelegt. Denn, so Flachmeyer, „Anerkennung allein schafft noch keine Gesellschaft, die ein Leben lang lernen will." „Kompetenzbilanzierung heißt für uns in der Erwachsenenbildung, dass wir bei den Stärken der Menschen ansetzen", erläutert Ortrud Harhues den Bildungsansatz der KAB. Harhues arbeitet vor allem mit Menschen, die viele ihrer Kompetenzen durch ehreamtliches und freiwilliges Engagement informell erworben haben. Deshalb weiß sie: „Lebenslanges Lernen ist schon längst Realität. Mit der Identifizierung ihrer Kompetenzen wollen wir die Menschen dafür sensibilisieren und ihnen ihr Wissen verfügbar machen."
Isabella Gruber vom Kompetenzzentrum Tirol war eigens für die Tagung nach Köln gereist, um, so Gruber, „zu schauen, was Deutschland im Bereich Kompetenzidentifizierung macht." Und sie sah „viele sehr gute und funktionierende Verfahren". Ihre Frage sei eher eine der Vermittlung. „Ich sehe, dass wir gute und wirksame Methoden haben, aber die Menschen, denen sie nützen könnten kaum erreichen", stellte die Tirolerin fest und formulierte ganz genau ihre drängende Frage: „Wie bekommen wir die Kompetenzverfahren zu den Menschen? Zu denen, die mit Ende Vierzig ihren Job verlieren, 200 km rund um ihren Lebensmittelpunkt keine adäquate Stelle mehr finden, weil die ganze Branche kaputt ist? Ihnen mit den Kompetenzchecks helfen, noch mal neu durchstarten zu können, da sehe ich unsere Aufgabe in der Erwachsenbildung."
Michael Kratzmair, Geschäftsführer der Gesellschaft für Verhaltensanalyse und Evaluation (geva-Institut), kam extra aus München und lobte den guten Austausch unter den Werkstatt-TeilnehmerInnen. „Wo trifft man schon mal Entwickler und Anwender von so verschiedenen Verfahren und kann sich mit ihnen austauschen und diskutieren und das ganze ohne den Druck des Wettbewerbs?" Die Politik sei nun gefragt, sagte er im Rahmen der Diskussion um notwendige politische Rahmenbedingungen, mit der die Fachtagung in Köln schloss. „Die Politik muss viel mehr in Bildung investieren", forderte Kratzmair. Das seien letztlich die wirklichen Investitionen in nachfolgende Generationen. „Deshalb brauchen wir neben verlässlichen Kompetenz-Verfahren in der Fläche eine verstärkte bildungspolitische Diskussion."
Text/Fotos: Heike Honauer
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